Was bedeutet Pouch-Chirurgie?
Pouch-Chirurgie ist eine Art von Operationen am Magen-Darmtrakt, bei denen ein Beutel aus Darm im Körper konstruiert wird, um entfernte Organe zu ersetzen. Dies hilft bei der Wiederherstellung der Funktion nach Erkrankungen.
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Auf diese Weise kann nach der Entfernung von Dick- und Mastdarm, einer sog. Proktokolektomie, anstelle des ansonsten unumgänglichen künstlichen Dünndarmausganges entweder ein heute grundsätzlich bevorzugter ileoanaler Pouch (IAP) oder unter bestimmten Gegebenheiten ein Kock-Pouch (KP) als kontinente Ileostomie angelegt werden.
Wie unterscheiden sich die beiden Pouch-Verfahren untereinander und im Vergleich zu konventionellen Verfahren?
Im Gegensatz zur gewöhnlichen Ileostomie, bei der der Stuhl kontinuierlich und unkontrollierbar in einen permanent am Bauch zu tragenden Stomabeutel aus Kunststoff abläuft, gewähren ileoanaler Pouch und Kock-Pouch eine Kontrolle über die Stuhlentleerung über einen im Becken bzw. Bauchraum befindlichen Beutel aus körpereigenem Darm, den Pouch. Die Stuhlentleerung erfolgt beim ileoanaler Pouch über den eigenen After, also auf natürlichem Weg, während beim Kock-Pouch ein kleines unauffälliges Stoma am Bauch zur Stuhlentleerung katheterisiert werden muss.
In der folgenden Tabelle werden diese drei Verfahren nebeneinander dargestellt, um die Unterschiede klar erkenntlich zu machen. Zum Vergleich und der Vollständigkeit halber wird die Ileorektostomie, bei der lediglich der Dickdarm entfernt wird, daneben gestellt. Sie ist das Operationsverfahren, bei dem die normale Stuhlkontinenz am besten gewahrt bleibt, kommt aber wegen der Erhaltung des Mastdarmes nur für ganz wenige Patientinnen und Patienten infrage.
Vergleich der Operationsverfahren
Bezeichnungen | Künstlicher Darmausgang | Kock Pouch | Ileoanaler Pouch | Ileo-Rektostomie |
Ausscheidungsweg | über größeres vorstehendes Stoma | über kleineres planes Stoma | über den After | über den After |
Stuhl-Speicherung | äußerer Plastik-Beutel vor dem Bauch | innere Dünndarm-Tasche im Bauch | innere Dünndarm-Tasche im Becken | „normaler“ Mastdarm im Becken |
Entleerungs-Vorgang | spontan und ohne Unterbrechung | intermittierender Katheterismus | mit Bauchpresse über After | reflektorische Defäkation |
Entleerungen tags | 5-8 | 3-4 | 6-8 | 2-6 |
Entleerungen nachts | 0-1 | 0 | 0-2 | 0-1 |
Entleerungskontrolle (Kontinenz) | Ø | absolut (100% sicher) | relativ (druck-abhängig) | ± absolut (darm-abhängig) |
„Stuhl-Schmieren“ | Ø | Ø | häufig | selten |
Notwendigkeit von Vorlagen | Ø | Ø | nachts jeder Zweite, Tags jeder Dritte | selten |
Welche Vor- und Nachteile haben die Operationsverfahren?
Vor- und Nachteile aller bei Kolektomie oder Proktokolektomie infrage kommender Operationsverfahren ergeben sich aus den in der Tabelle aufgeführten Eigenschaften. Je nach Ausgangslage und Vorstellungen von einer wünschenswerten Lebensqualität können solche Eigenschaften für den einen von Vorteil, für einen anderen jedoch einen Nachteil bedeuten. Es gibt also nicht das optimale Operationsverfahren für alle. Zur Erzielung einer bestmöglichen Lebensqualität ist deswegen entscheidend, dass die Chirurgin oder der Chirurg alle Verfahren beherrscht.
Erfolgreiche Pouch-Chirurgie setzt auch voraus, dass für Beratung, Operation und Betreuung ein eingespieltes und erfahrenes Team zur Verfügung steht. Diese Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Operation haben im Amalie Pouch Zentrum Hamburg einen besonders hohen Stellenwert.
Individuelle Beratung
Nach umfassender Untersuchung und Beratung - auch online per Video-Schaltung - treffen wir in der Sprechstunde unseres Pouch Zentrums gemeinsam mit Ihnen die Entscheidung über das individuell geeignete Operationsverfahren. Dabei fließen neben medizinischen bzw. chirurgischen Gesichtspunkten Ihre Zielvorstellungen gleichwertig mit ein. Schließlich geht es um Ihre Lebensqualität und nicht um die Vorlieben der Chirurgin oder des Chirurgs.
Operation und Betreuung
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Operation: Es versteht sich in unserem hochspezialisierten Zentrum von selbst, dass alle Operationen entweder vom Leiter des Pouch Zentrums, Prof. Dr. Ecker, und/oder vom Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- und koloproktologische Chirurgie, Prof. Dr. Isbert, persönlich durchgeführt bzw. geleitet werden.
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Pflege: Auf den Stationen steht Ihnen rund um die Uhr ein für die Art der Eingriffe speziell geschultes Pflegepersonal zur Seite.
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Pouch Nurse: Darüber hinaus erfolgen Beratung und Versorgung durch eine Pouch Nurse (Stomatherapeutin mit Schwerpunktausbildung IAP und KP).