Funktionsstörungen und Erstmaßnahmen
Der Kock-Pouch ist gekennzeichnet durch eine, auch langfristig, sehr stabile Funktion. Darauf beruht seine von den Patientinnen und Patienten so geschätzte hohe Zuverlässigkeit in allen Lebenslagen. Gleichwohl können Funktionsstörungen auftreten, die zu Beschwerden und zur Verunsicherung führen. Es ist wichtig, diese zu kennen, damit mit geeigneten Maßnahmen Abhilfe geschaffen werden kann. Oftmals ist bereits eine richtige Reaktion von Seiten der Betroffenen ausreichend.
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Probleme beim Einführen des Katheters
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Da die fortlaufende Muskeltätigkeit im Dünndarm, medizinisch Peristaltik, auch über das Nippelventil läuft, kann es sein, dass man gerade bei deren Eintreffen katheterisieren will. Man merkt dies daran, dass unerwartet ein elastischer Widerstand zu spüren ist. Einfach einige Sekunden warten, bis die Welle der Peristaltik weiter gelaufen ist, dann klappt es wie gewohnt.
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Es kann aber auch eine leichte Achsenverschiebung des Ausführungsganges durch die Bauchdecke vorliegen. Versuchen Sie, die Bauchdecke gut zu entspannen und ggf. die Körperlage/-haltung zu verändern. Wenn dies hilft, sind weitere Maßnahmen nicht erforderlich.
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Bleiben beide vorgenannten Maßnahmen erfolglos, dann könnte ein echtes Intubationsproblem vorliegen. Dessen Ursache kann darin bestehen, dass sich die Tasche etwas von der Bauchdecke, an der sie fest angeheilt sein sollte, abgelöst hat oder dass der Darm beginnt, die Einstülpung des Nippelventils rückgängig zu machen, das sogenannte Nippelgleiten oder Slippage. Dies stellt grundsätzlich eine Anzeige zur - elektiven bzw. zum Wahlzeitpunkt erfolgende - operativen Korrektur des Nippelventils dar. Als sofortige Notfallmaßnahmen zur Behebung des akuten Problems stehen folgende Maßnahmen zur Verfügung:
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Durch den Patienten: Katheterisieren mit einem flexiblen Urinkatheter (26 – 30 Ch), der den Weg in den Pouch besser findet.
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Durch den Gastroenterologen: Pouchoskopie mit einem Gastroskop (Ø maximal 10 mm) und Platzieren eines Führungsdrahtes, über den der Ileostomiekatheter geschoben werden kann, die sogenannte Seldingertechnik.
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Schmerzen und Blutung
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Beim Katheterisieren: Ursache ist eine mechanische Irritation der Schleimhaut bei einem sogenannten Intubationsproblem (siehe oben)
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Im Pouch: Ursache kann eine Entzündung, medizinisch Pouchitis, sein (siehe weiter unten)
Erhöhte Schleimproduktion des Stomas
Die Produktion von Schleim ist bei jedem Stoma normal. Nur beim Kock-Pouch fällt sie überhaupt auf, da infolge der Dichtigkeit des Nippelventils der Schleim nicht durch Stuhl kaschiert wird. Die Menge zwischen den Entleerungen beträgt meist weniger als 1 ml und wird vom Saugkissen eines Mestopore™-Pflasters vollständig aufgenommen.
Selten haben Betroffene eine ungewöhnlich hohe Schleimabsonderung, für deren Aufnahme ein Mestopore™-Pflaster nicht mehr genügt. Eine genaue Ursache ist meist nicht zu finden, weswegen auch medikamentöse Behandlungen nicht stichhaltig befürwortet werden können. Betroffene können sich aber mit folgenden Maßnahmen sehr gut helfen:
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Selbstkonstruktion von Abdeckungen mit Kompressen und hautschonenden Pflasterverbänden wie z.Bsp. Fixomull™
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Verwendung handelsüblicher kleiner Stomakappen oder Minibeutel
Kann als Ursache aber ein Schleimhaut- oder Stomaprolaps erkannt werden, sollte eine lokale operative Korrektur erwogen werden
Zu fester Stuhl (Verstopfung)
Bei einem Kock-Pouch ist die Stuhlqualität meist so beschaffen, dass der Stuhl gut über den Katheter abfließen kann. Es liegt dann eine breiige Konsistenz vor. Bei Betroffenen mit besonders gut erhaltener Resorptionsfähigkeit des Dünndarmes (meist liegt dann keine chronisch-entzündliche Darmerkrankung zugrunde) kann der Stuhl jedoch gelegentlich so stark eindicken, dass er nicht spontan abfließen kann. In einem solchen Fall sind folgende Maßnahmen angezeigt:
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Erhöhung der Trinkmenge
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Ggf. zusätzlich Einnahme von Quellmitteln wie Flohsamenschalen, damit das Wasser im Darm gebunden wird.
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Nach der Kathetereinführung Anspülen des Pouches mit Leitungswasser mittels Blasenspritze
Zu dünner Stuhl (Durchfall)
Treten im Vergleich zu gewohnten Verhältnissen mehr oder weniger unvermittelt dünnflüssige Stühle auf, so können folgende Ursachen vorliegen, für die entsprechende Maßnahmen zu empfehlen sind:
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Banale Magen-Darminfektion: Abwarten, ausreichend trinken (ggf. zusätzlich in Apotheken erhältliche Elektrolytpräparate) und ggf. häufiger entleeren. Meist nach 1-3 Tagen spontane Besserung.
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Reise-Diarrhoe: heftiger Durchfall nach Genuss kontaminierter Speisen, z.Bsp. Salate, ungewaschenes Obst. Meist mit Bauchkrämpfen verbunden. Verhalten wie bei banalen Magen-Darminfektionen, aber bei starken Krämpfen Anlegen einer temporären wechselbaren Dauerableitung (Mitnahme in Risikoländer empfehlenswert). Ggf. auch Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe.
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Pouchitis: Hierbei handelt es sich um eine Entzündung der Pouch-Schleimhaut, die verschiedene Verlaufsformen haben kann. Die Diagnose sollte zumindest beim ersten Schub durch Endoskopie gesichert werden. Die Symptome sind in der Regel viel weniger stark ausgeprägt als beim ileoanalen Pouch, weswegen auch die Behandlung einfacher ist. Einnahme von Metronidazol 3x400 mg oder Ciprofloxacin für 5-7 Tage. In schwereren Fällen trägt das Anlegen einer temporären wechselbaren Dauerableitung zur schnelleren Abheilung bei, manchmal reicht dies auch als alleinige Maßnahme aus.
Verfärbung des Stuhls
Die Farbe des Stuhles hängt grundsätzlich von der Zusammensetzung der Nahrung und der Verdauungssäfte ab. Insoweit besteht eine große individuelle Variationsbreite, wie jeder bei sich selbst feststellen kann. Davon abweichende Verfärbungen können ein Hinweis auf Funktionsstörungen sein, die evtl. einer ärztlichen Abklärung bedürfen.
Gewisse Medikamente können zu eindeutigen farblichen Veränderungen führen:
Medikament | Farbe | Ursache & Maßnahme |
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Eisenpräparate | schwarz | Eisen bindet an Sauerstoff; unbedenklich |
Antibiotika | gelb/grün-schwarz | Veränderung der Darmflora; meist unbedenklich |
Blutverdünner | rot | Schleimhautblutung; Überprüfung der Indikation und Dosierung |
Aspirin/ASS | rot | Schleimhautblutung; Überprüfung von Indikation und Dosierung |