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Wann können Komplikationen bei einem Pouch auftreten?

Komplikationen, die einer fachgerechten operativen Beseitigung (Revisionseingriff) bedürfen, können mit dem Operationsverfahren oder mit der Grunderkrankung der Patientinnen und Patienten zusammenhängen. Dabei unterscheiden sich die einzelnen Komplikationen bei beiden Pouchverfahren. Nachfolgend werden typische Revisionseingriffe bei dem Ileoanalem Pouch und dem Kock-Pouch getrennt dargestellt.

Komplikationen und Revisonseingriffe beim ileoanalen Pouch

Chirurgische Komplikationen beim ileoanalen Pouch stellen sich hauptsächlich in der pouchanalen Übergangszone ein und gefährden damit die Kontinenzfunktion. Es handelt sich meist um entzündlich-infektiöse Komplikationen wie Abszesse und Fisteln sowie um Verengungen, medizinisch Stenosen. Es kann nicht selten auch eine Entzündung der Pouchschleimhaut, die sogenannte Pouchitis, damit vergesellschaftet sein.

Wenn medikamentöse Therapien und kleine lokale Revisionseingriffe erfolglos bleiben, stehen drei grundlegend verschiedene Operationsarten zur Verfügung:

Pouch-Neuanlagen

Bei einer Pouch-Neuanlage wird auch von der Redo-Operation gesprochen. Hierbei wird entweder nur die Verbindung des Pouches mit dem After (Anastomose) neu angelegt oder aber ein komplett neuer ileoanaler Pouch konstruiert.

Pouch-Ausschaltung

Pouch-Ausschaltung bedeutet, dass der Pouch außer Funktion gesetzt wird, z.B. durch Anlage einer sogenannten Loop-Ileostomie. Alternativ kann auch eine endständige Ileostomie mit oder ohne Resektion des Pouches angelegt werden.

Am Amalie Pouch Zentrum Hamburg wird eine Pouch-Ausschaltung nur in Ausnahmefällen durchgeführt, wenn eine Chance besteht, nach Beseitigung der ursächlichen Komplikation den künstlichen Darmausgang auch wieder zurück zu verlagern.

Pouch-Umwandlungsoperation

Bei diesem Verfahren wird der ileoanale Pouch in einen Kock-Pouch umgewandelt. Das bedeutet, dass damit alle funktionellen Komplikationen des ileoanalen Pouches sicher beseitigt werden, ohne dass der Pouch verloren geht und damit die willentliche Kontrolle der Stuhlentleerung aufgegeben werden muss.

Das Amalie Pouch Zentrum Hamburg zählt zu den chirurgischen Zentren, die weltweit mit dieser Operationsmethode viel Erfahrung haben. Auf der Unterseite Umwandlungschirurgie sind weitere Informationen dazu zu finden. 

Zur Umwandlungschirurgie

Komplikationen und Revisionseingriffe beim Kock-Pouch

Entsprechend der anatomischen definierten Abschnitte eines Kock-Pouches können vier Klassen von Komplikationen nach Ecker und entsprechenden Revisionseingriffen unterschieden werden:

Klasse 1: Nippelventil

Hierbei handelt es sich vorwiegend um eine Instabilität des Nippelventils, auch Nippgleiten genannt, die zu Beginn nur zu Problemen bei der Katheter-Einführung, letztlich aber zur Undichtigkeit beziehungsweise Inkontinenz führt. Bei der immer angezeigten Korrekturoperation, der sogenannten Revision, über einen Bauchschnitt kann die Funktion regelhaft wieder hergestellt werden. Dabei gilt, dass die Restabilisation des alten Nippelventils, wenn immer möglich, Vorrang vor der Konstruktion eines neuen (Ersatz-)Ventils hat.

Klasse 2: Pouch

Am Pouch selbst handelt es sich  im Wesentlichen um entzündliche Komplikationen infolge von Morbus Crohn wie Fisteln, schwere Pouchitis bei Colitis ulcerosa oder um Polypenbildung bei der familiären Polyposis. Diese Polypen können endoskopisch kontrolliert und ggf. gleich entfernt werden.

Fisteln können an allen Stellen des Kock-Pouches auftreten. Am bedeutendsten sind solche Fisteln, die die Basis des Nippelventils umlaufen und im Ausführungsgang enden. Sie verursachen unwillkürlichen Stuhlabgang und konterkarieren damit den Kock-Pouch als kontinente ileostomie.

Bei Vorliegen einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung führt sehr häufig die Verabreichung von Medikamenten, sogennnten Biologika oder Monoklonale Antikörper, zum Fistelverschluss. Versagt diese Therapie, bzw. haben die Fisteln eine andere Ursache, können und müssen sie operativ verschlossen werden. 

Klasse 3: Stoma

Bei dem flach angelegten Stoma kann einerseits Darmschleimhaut  vorfallen, was eine erhöhte Schleimproduktion zu Folge hat.  Andererseits kann der Darm sich aber auch zurück ziehen, medizinisch Retraktion, was meist eine lokale Verengung, medizinisch Stenose, zur Folge hat.

Diese Komplikationen sind problemlos durch einen kleinen lokalen Eingriff ohne Bauchraumeröffnung zu beseitigen.

Klasse 4: Zuführender Dünndarm

Ausschließlich bei Morbus Crohn können an dieser Lokalisation Stenosen und Fisteln auftreten.
Umschriebene Darmresektionen entsprechend den Regeln der Crohn-Chirurgie sind dann immer möglich.

Fachartikel zu den vier Komplikationsklassen nach Ecker

Bewertung der Revisionschirurgie beim Kock-Pouch