Leben mit dem Pouch
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Katheterisieren des Pouches und Stomaversorgung
Mit der kontinenten Ileostomie oder dem Kock-Pouch lässt sich ein weitgehend unbeschwertes Leben führen. Dafür sorgt die 100%ige Dichtigkeit des Nippelventils für flüssigen Stuhl und für Winde. Unangenehme Geräusche und Gerüche sind absolut sicher ausgeschlossen. Überraschungen und peinliche Situationen sind somit nicht zu befürchten.
Wie ist der Kock-Pouch zu entleeren?
Auf der Toilette wird ein gerader oder ein gebogener Ileostomie-Katheter in das Stoma eingeführt. Der Katheter wird entweder, wie dargestellt, zwischen den Beinen geführt oder der Patient sitzt nur mit der rechten Gesäßhälfte auf dem Rand der „Klobrille“ und führt einen vorgebogenen Katheter über den rechten Oberschenkel.
Der Stuhl läuft meistens spontan ab. Ist er jedoch zu dickflüssig, kann mit einer Blasenspritze mit Leitungswasser angespült werden. Danach Katheter abwischen und/oder abspülen und wie gewohnt verwahren.
Tipps:
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Schmieren Sie den Katheter evtl. mit wasserlöslichem Gleitmittel ein.
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Entspannen Sie beim Einführen die Bauchmuskulatur.
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Führen Sie den Katheter gefühlvoll ein, bis der Stuhl spontan abfließt.
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Bei Schwierigkeiten entspannen Sie sich, wechseln die Position und versuchen es erneut.
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Bei zu festem (steif-breiigem) Stuhl führen Sie eine Spülung mit Leitungswasser unter Zuhilfenahme einer Blasenspritze durch, was Sie aus der Trainingszeit kennen.
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Nehmen Sie niemals Abführmittel ein, da diese Durchfall verursachen und zu Dehydrierung (Verarmung an Wasser und Elektrolyten) führen können.
Wie oft sollte der Kock-Pouch entleert werden?
Das Kock-Pouch-Verfahren führt zu einer vergleichsweise konstanten Entleerungsfrequenz von meist nur 3 x pro Tag bei entleerungsfreier Nacht. Die meisten Patientinnen und Patienten finden die für sie optimalen Entleerungszeitpunkte selbst und behalten sie konstant bei.
Wie pflege ich den Ileostomie-Katheter (Kock-Rohr)?
Der Ileostomie-Katheter bedarf keiner besonderen Pflege. Es genügt, wenn Sie ihn nach jedem Gebrauch unter Leitungswasser abspülen.
Hinweis:
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Meist kann der Katheter mehrere Wochen benutzt werden, bevor er ausgetauscht werden sollte.
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Eine braune Verfärbung des Kunststoffes geht auf die Einlagerung von Gallefarbstoffe in den Kunststoff zurück und ist bedeutungslos
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Der primär weiche Kunststoff wird mit der Zeit härter, sodass dies einen Grund für einen Wechsel darstellen kann.
Ist eine spezielle Hautpflege notwendig?
Im Grunde bedarf es keiner speziellen Hautpflege. Sollten Sie wider Erwarten Allergien entwickeln, sind die Materialen zu wechseln, die Kontakt mit der Haut haben.
Bedarf das Stoma zwischen den Entleerungen einer speziellen Versorgung und, wenn ja, welcher?
Nach der Stuhlentleerung wird das Stoma mit einem hautfarbenen Pflaster abgedeckt. Bewährt hat sich das Fabrikat Mestopore® der Firma Mölnlycke. Alternativ können auch bei stärkerer Schleimsekretion kleine handelsübliche Stoma-Kappen verwendet werden.
Stomata produzieren immer klaren und geruchslosen Schleim. Nur aus diesem Grund ist eine Abdeckung zwischen den Entleerungen anzuraten, um ein evtl. „Verschmieren“ der Wäsche zu vermeiden.
Tipps:
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Am elegantesten ist das Mestopore-Pflaster, das speziell für den Kock-Pouch entwickelt wurde.
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Manche Patientinnen und Patienten basteln auch eigene Abdeckungen mit passenden Kompressen und hautschonendem Pflaster (z.Bsp. Fixomull)
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Andere Patientinnen und Patienten bevorzugen bei gelegentlich hoher Schleimproduktion handelsübliche Stomakappen oder Minibeutel. Hier kann man sich im Sanitätshandel eine Überblick verschaffen oder Im Internet recherchieren.
Allgemeines Management
Die Zeitdauer vom Ablösen des alten Pflasters über die Katheterisierung bis nach dem Aufkleben eines neuen Pflasters beansprucht 3-5 Minuten und ist auf jeder Toilette einfach zu bewerkstelligen.
Die notwendigen Utensilien für einen Tag finden in einem kleinen Hygienebeutel Platz, der in jede Hosen-, Jacken- oder Handtasche passt.
Ernährung
Grundsätzlicher Hinweis
Patientinnen und Patienten mit Kock-Pouch dürfen grundsätzlich essen, was sie vertragen, vorausgesetzt, alles wird besonders gut durchgekaut. Gleichwohl können Einschränkungen bestehen, die auf folgende Besonderheiten zurück zu führen sind:
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Zwischen den Entleerungen besteht quasi der Zustand eines vorübergehenden „Darmverschlusses“. Das bedeutet, dass Blähungen nicht spontan entweichen können. Blähende Speisen sollten also gemieden werden, wenn man nicht zwischen den geplanten Entleerungen zusätzlich Winde mit dem Katheter ablassen möchte, was aber gut möglich ist.
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Der zur Entleerung verwendete Ileostomie-Katheter hat nur einen Innendurchmesser von ca. 8-9 mm. Faserhaltige Speisen sollten also gemieden werden, damit es nicht zu Verstopfungen des Katheters kommt.
Was sollte ich also meiden?
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Pilze Apfelsinenscheiben, Trauben, Rosinen, Spargel, Erbsen, Mais, da sie leicht zur Verstopfung des Katheters führen.
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Kohl, Zwiebeln, Erbsen, Bohnen, Birnen, Äpfel und Pflaumen, da sie zu übermäßigen Blähungen neigen.
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Kohl, Zwiebeln, Eier, Fisch und Käse, da sie üble Gerüche verursachen können.
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Früchte, Obstsäfte, Bier, Wein und Spirituosen, da sie je nach Menge zu dünnen Stühlen führen können.
Alltag mit dem Kock-Pouch
Beruf und Arbeit
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Wegen des Kock-Pouches selbst gibt es keinerlei Einschränkungen im Arbeitsleben bzw. der Berufsausübung. Ggf. ist nach der Operation eine schrittweise Eingliederung in den Arbeitsprozess sinnvoll. Lediglich in den ersten drei Monaten nach der Operation sollten schweres Heben und starke körperliche Anstrengungen zur Vermeidung eines Bauchwandbruches unterbleiben.
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Inwieweit evtl. ein Grad der Behinderung besteht, entscheidet das Versorgungsamt.
Sport und Reisen
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Grundsätzlich sind ab drei Monaten nach der Operation fast alle Sportarten bis auf Extremsport möglich.
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Reisen, auch in ferne Länder, sind möglich, wenn man sich dazu fit fühlt und über Besonderheiten der Regionen informiert ist. Die Beachtung folgende Tipps mag hilfreich sein:
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Ausreichend persönliche Versorgung (Katheter, Abdeckungen, etc.) mitnehmen, da diese Artikel nicht überall zu bekommen sind.
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Persönliche medizinische Unterlagen (ggf. in englischer oder Landessprache) bei sich führen.
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Link auf die Website des Amalie Pouch Zentrums Hamburg im Handy abspeichern und ggf. Ärzten im Ausland zeigen.
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Sex und Schwangerschaft
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Beim Sex gibt es grundsätzlich keinerlei Einschränkungen und besondere Vorsichtsmaßnahmen sind nicht erforderlich.
Gleichwohl ist im Zusammenhang mit der Mastdarmentfernung, nicht wegen des Pouches, zu bedenken, dass
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bei Männern Erektions- und/oder Ejakulationsprobleme und
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bei Frauen eine Dyspareunie (Missempfindungen beim Verkehr)
auftreten können.
Konsultation von spezialisierten Urologen bzw. Frauenärzten ist zu empfehlen, da es heute gute Therapiemöglichkeiten gibt.
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Bei Schwangerschaften gibt es keine generellen Einschränkungen. Gleichwohl ist Folgendes zu beachten:
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Nach allen Operationen im kleinen Becken, dem Unterleib, kann die Wahrscheinlichkeit, schwanger werden zu können, reduziert sein.
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Bei größer werdender Gebärmutter ist oft wegen derer Raumforderung mit Druck auf den Pouch häufigeres Katheterisieren notwendig. Das vorübergehende Tragen einer wechselbaren Dauerableitung in den letzten drei Monaten der Schwangerschaft ist empfehlenswert.
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Die Geburt auf normalen Weg wird nach Möglichkeit empfohlen. Ein Kaiserschnitt unter Berücksichtigung der veränderten Anatomie ist allerdings ebenfalls möglich.