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Mein Name ist Dr. Julie Klippgen. Ich bin Ärztin für Naturheilverfahren und mittlerweile mit 72 Jahren im Ruhestand. Seit 42 Jahren lebe ich mit einer kontinenten Ileostomie (Kock-Pouch), die noch von Prof. Kock in Göteborg angelegt wurde. Meine ursprüngliche
Erkrankung war eine Colitis ulcerosa. Im Alter von 19 Jahren erhielt ich bei einer ersten Operation ein konventionelles Ileostoma, das zehn Jahre später in einem zweiten Eingriff in einen Kock-Pouch umgewandelt wurde.

Meine Lebensqualität steht der nicht operierter Menschen in nichts nach.

Bereits neun Monate nach der Pouch-Operation wurde mein Sohn geboren. Die Entbindung erfolgte per modifiziertem Kaiserschnitt, wobei der Schnitt in der Mittelbauchnarbe der vorangegangenen Darmoperation erfolgte. So wurde auch bei drei weiteren Schwangerschaften verfahren, wobei die letzte mit 44 Jahren eine ausgesprochene Wunschschwangerschaft war. Alle Schwangerschaften verliefen von Empfängnis bis Entbindung komplikationslos. Gleichwohl wurde durch das wachsende Kind der Druck auf den Unterbauch mit dem Ventil im letzten Teil der Schwangerschaft größer, so dass häufigeres Katheterisieren erforderlich wurde. Eine Dauerableitung (= vorübergehende kontinuierliche Ableitung des Stuhls) habe ich nur zur Nacht während der allerletzten Zeit der Schwangerschaft durchgeführt. Mit der Kontinenz hatte ich nie Probleme! Für mich als Ärztin war es selbstverständlich, während der Schwangerschaft
sehr auf den Eisenspiegel und die Versorgung mit Mikro-Nährstoffen zu achten. Zwischen der dritten und vierten Schwangerschaft entwickelte sich allerdings eine Komplikation am Nippelventil, indem ein heute nicht mehr verwendetes sogenanntes Marlex-Netz durch die Darmwände penetrierte. Ein Marlex-Netz besteht aus dem Kunststoff Polyethylen und wurde früher z. B. bei chirurgischen Operationen zur Behandlung einer Hernie eingesetzt. Prof. Kock hatte es in den Anfangsjahren vorübergehend zur Stabilisierung des Nippelventils verwandt. Von Prof. Ecker, den mir Prof. Kock empfohlen
hatte, erfolgte eine Neukonstruktion des Nippelventils mit der mittlerweile verbesserten Technik. Seitdem habe ich keine gravierenden Störungen des Pouches mehr gehabt. Gelegentliche Entzündungen am Ventilverschluss durch die mechanische Reizung
beim Katheterisieren sind medikamentös gut zu beherrschen.

Meine Lebensqualität steht der nicht operierter Menschen in nichts nach: Ich esse praktisch alles, kaue gut, mache Sport und weite Reisen und genieße mein Leben sehr mit meinem Mann, den Kindern und den bald fünf Enkeln! Meine Botschaft an Frauen:
Schwangerschaften sind problemlos möglich, wobei ein Kaiserschnitt wegen des Pouches an sich aber nicht erforderlich ist. Bei mir lagen dafür andere Gründe vor. Die Botschaft an alle: Früher häufige Komplikationen am Nippelventil sind heute seltener und gut korrigierbar.